Naehere Angaben, die den Ort der Aufnahme bzw. eventuelle Begleitumstaende beschreiben, entnehmen Sie bitte der Seite "Lebensraum Stux".
Allgemeine Informationen zu Schmetterlingen
Weltweit gibt es etwa 180.000 Schmetterlingsarten in 127 Familien, womit die Schmetterlinge an Artenzahl nur noch von den Kaefern uebertroffen werden. Waehrend die Artenzahl in den Tropen am Groessten ist, gibt es in Deutschland noch ca. 3700 Schmetterlingsarten aus 77 Familien. Der groesste Schmetterling mit einer Spannweite von bis zu 30 cm ist Thysania agrippina, eine Eule aus Suedamerika. Die kleinsten Schmetterlinge duerften Arten der auch in Deutschland vorkommenden Gattung Micropterix sein, deren Spannweite z. T. bei deutlich unter 1 cm liegt.
Begriffserklaerungen
Das Wort "Schmetterling" hat nichts mit "schmettern" zu tun, sondern kommt vermutlich von ostmitteldeutschen "Schmetten", was soviel wie "Saure Sahne" oder "Schmand" (russisch "smetana") bedeutet. Angeblich sollen Schmetterlinge von Saurer Sahne oder aehnlichen Milchprodukten angezogen werden (kann ich persoenlich nicht bestaetigen; allerdings lassen sich einige Arte, wie die Schillerfalter, mit Kaese koedern). Einen aehnlichen Ursprung duerfte wohl das englische Wort fuer Schmetterling, "butterfly" = "Butterfliege", haben.
Kompliziert wird es jetzt bei 2 Begriffspaaren zur Einteilung der Schmetterlinge. Zum Einen waere da die Unterscheidung Tag - / Nachtfalter.
Waehrend aus Laiensicht jeder Schmetterling, der am Tag fliegt, ein Tagfalter ist und somit alle anderen zu den Nachtfalter, vulgo Motten, zu gehoeren haben, ist die Sache wissenschaftlich gesehen nicht ganz so einfach. Da gibt es die besagten 77 Familien (fuer Deutschland), von denen einige - die Ritterfalter, Weisslinge, Blaeulinge und Edelfalter - ausschliesslich am Tage, meist bei Sonnenschein, fliegen Das sind sozusagen die "wissenschaftlichen Tagfalter". Der Rest sind fuer die Wissenschaft die Nachtfalter, auch wenn es einzelne Arten oder sogar fast ganze Familien, wie die Widderchen oder die Dickkopffalter, gibt, die teilweise oder voellig tagaktiv sind.
Zum Anderen waere da die Einteilung der Falter in Gross- und Kleinschmetterlinge (Macro- und Microlepidoptera, Letztere kurz "Micros" genannt). Diese frueher uebliche Einteilung gilt heute rein wissenschaftlich gesehen nicht mehr, wird aber als grobe Einteilung von den meisten Schmetterlingsforschern - den Lepidopterologen - beibehalten. (Soviel ich weiss, war eine veraenderte Fluegelaederung Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Gruppen). Zwar sind die meisten Kleinschmetterlinge mit Spannweiten von wenigen Millimetern bis ca. 2 cm tatsaechlich kleiner als die "ueblichen" Grossschmetterlinge mit Spannweiten von 2 cm an aufwaerts. Aber speziell bei den Kleinschmetterlingen gibt es da auch deutliche Ausrutscher: so ist der Weidenbohrer mit einer Spannweite von bis zu 10 cm einer unserer groessten Schmetterlinge. Zur Entwirrung traegt auch nicht gerade bei, dass im Laufe der Zeit einige Kleinschmetterlingsfamilien - unabhaengig von der Groesse der Falter - zu "Grossschmetterlingen h. c." geadelt wurden und in der entsprechenden Literatur ueber Grossschmetterlinge mit diesen gleichgestellt wurden (etwa die Sacktraeger, Psychidae oder die Glasfluegler, Sesiidae)
Schmetterlinge gehoeren zu den Insekten mit einer "vollstaendigen Verwandlung" (Metamorphose), d. h. die Entwicklung verlaeuft ueber Ei - Raupe - Puppe - fertiges Insekt (Imago), im Gegensatz zur unvollstaendigen Verwandlung z. B. bei Libellen oder Wanzen, bei denen das Puppenstadium wegfaellt und das Imago aus der Larve schluepft.
Die in der Regel vom Maennchen befruchteten (einige wenige Arten pflanzen sich parthenogenetisch, also durch Jungfernzeugung ohne maennliches Zutun, fort) und vom Weibchen gelegten Eier unterscheiden sich in Farbe, Form und Groesse betraechtlich (siehe Bilder) Auch die Art der Eiablage (einzeln, in Linie, gehaeuft ...) variiert. Aber schon die Eier haben ihre Feinde: winzige Schlupfwespen legen ihrerseites Eier in die Schmetterlingseier, in denen sich dann ihre Larven entwickeln. Das macht man sich in der biologischen Schaedlingsbekaempfung zunutze, indem Vorratsschaedlinge wie Doerrobstmotten mit der Schlupfwespe Trichogamma evanescens bekaempft werden.
Aus dem Ei schluepft eine Raupe, die nur mit Fressen beschaeftigt ist - vorausgesetzt, sie steht nicht kurz vor einer Haeutung. Denn da der aeussere Chitinpanzer nicht mitwaechst, muss er von Zeit zu Zeit abgestossen und durch einen neuen ersetzt werden; in der Regel geschieht dies 5 - 6 mal bis zur Verpuppung.
Waehrend manche Raupenarten nur an eine einzige Futterpflanze gebunden sind ("monophag"), andere an eine Pflanzengruppe etwa aus einer Pflanzenfamilie ("oligophag"), gibt es auch Raupen, denen die Nahrungspflanze egal ist, hauptsache, sie ist gruen ("polyphag"). Daneben gibt es dann noch Spezialisten wie Eulenarten, deren Raupen sich von Graswurzeln ernaehren oder die Bohrer, deren Raupen in Holz leben. Und auf Hawaii gibt es Bluetenspanner-Raupen, die sich von Fruchtfliegen ernaehren.
Bei Formen und Farben der Raupen hat die Natur alle Register gezogen, hier gibt es fast nichts, was s nicht gibt. Um Fressfeinden zu entgehen, ahmen einige Arten trockene Zweige nach, andere wirken durch bunte Behaarung giftig oder imitieren durch Augenflecke ein groesseres, gefaehrliches Tier.
Apropos Fressfeinde: das Leben eine Raupe ist wirklich gefaehrlich. Neben den aeblichen Verdaechtigen wie Voegel, Reptilien und Amphibien trachten ihnen auch andere Insekten wie Wanzen oder Ameisen nach dem Leben. Die groesste Gefahr geht aber von vergleichsweise kleinen, gefluegelten Insekten aus: Schlupfwespen und Raupenfliegen legen ihre Eier an oder in der Raupe ab. Die schluepfenden Larven leben vom Inneren der Raupe und bohren sich schiesslich einen Weg nach draussen, wo sie sich verpuppen. Das fuehrt in allen Faellen zum Tod der Raupe.
25. 03. 06 Die leere Raupenhuelle eines Zimtbaeren, danebendie toennchenfuermigen Puppen von Raupenfliegen.
Die Lebenserwartung einer Raupe im Idealfall ist von vielen Faktoren abhaengig. Verpuppt sie sich noch im selben Jahr, in dem sie schluepft, wird sie etwa 1 - 2 Monate alt. ueberwintert sie, erreicht sie ein Alter von 6 - 8 Monaten. Bei manchen Arten, wie beim Augsburger Baer Pericallia matronula, ueberwintert die Raupe 2 mal. Am laengsten lebt bei uns die Raupe des schon erwaehnten Weidenbohrers Cossus cossus, die in Weidenstaemmen lebt und bis zu 4 Jahre alt werden kann.
Schliesslich verpuppt sich die Raupe. Auch hier gibt es die unterschiedlichsten Moeglichkeiten: einfach als "nackte" Puppe in der Erde, Guertelpuppe an einem Zweig, in einem Kokon, Die Raupe des Kleinen Nachtpfauenauges spinnt einen Kokon mit einer innen liegenden Reuse, die es dem schluepfenden Falter ermoeglicht, herauszukriechen, aber Fressfeinden es fast unmoeglich macht, einzudringen. Auch die Puppen sind vielfaeltigen Gefahren ausgesetzt: Maeuse und Maulwuerfe stellen Erdpuppen nach, andere fallen Voegeln oder Raubinsekten zum Opfer.
30. 08. 09 Eichenkahneule (Pseudoips prasinana) Gespinst mit Puppe
07. 05. 07 Schwalbenschwanz (Papilio machaon) Puppe Kurz vor dem Schlupf, die Farben der Fluegel schimmern bereits durch
15. 05. 08 Agrochola litura
Aber auch ohne Nachstellungen kann von einer Puppenruhe keine Rede sein: im Inneren der Puppenhuelle vollzieht sich ein kleines Wunder. der Koerper der Raupe wird komplett umgestaltet. Filigrane Fluegel werden gebildet die vorher kauenden Mundwerkzeuge werden zu einem Nektar und Pflanzensaefte saugenden Ruessel.
Schliesslich, nach wenigen Wochen oder - im Extremfall nach mehreren Jahren bei schlechter Witterung - schluepfen endlich die Falter. Deren Lebensspanne betraegt - je nach Art - mehrere Tage bis fast ein Jahr (Zitronenfalter Gonepteryx rhamni).
Fang und Fotografieren
Wie man Tagfalter faengt, ist wohl allgemein bekannt; der aeltere, bebrillte Professor mit dem Schmetterlingsnetz ist oft genug Gegenstand von Karikaturen gewesen. Um aber an gute Bilder zu kommen, ist das Fangen wenig hilfreich: hier hilft nur Anschleichen und Geduld. Zur Artbestimmung sollten die Fotos dabei aus mehreren Perspektiven geknipst werden: bei Blaeulingen oder Perlmuttfaltern ist oft die Unterseite entscheidend, die Dickkopffalter Thymelicus sylvestris und lineola lassen sich sicher nur durch die Farbe der Unterseite der Fuehler unterscheiden (Th. sylvestris: braun, hier nur ansatzweise zu sehen; Th. lineola: schwarz).
Bei Nachtfaltern ist diese "natuerliche" Methode nicht so einfach. Zwar kann man durchaus versuchen, nachts mit Taschenlampe und Ringblitz an bei Faltern beliebten Pflanzen wie Schmetterlingsflieder oder Dost Tiere zu fotografieren, doch ist diese Methode wenig effektiv. Hier muss man sich kuenstlicher Methoden bedienen, um die Tiere ueberhaupt erst mal anzulocken. Dazu gibt es 2 Methoden: Licht- und Koederfang.
Der Lichtfang funktioniert im Prinzip ganzjaehrig, auch wenn die Ergebnisse witterungsabhaengig sind. Dabei wird ein moeglichst heller Hintergrund (Betttuch o. ae.) mit Licht, das einen moeglichst hohen UV-Anteil hat, angestrahlt. Dazu empfehlen sich Schwarzlichtlampen, superaktinische Roehren, Mischlicht- oder Quecksilberdampflampen (erhaeltlich u. a. im entomologischen Fachhandel). Je weiter das Licht reicht, also je freier die Flaeche davor, um so besser sind die Ergebnisse.
25. 10. 11 Am Koeder
11. 02. 11 Eine meiner Leuchtstellen
Beim Koederfang wird ein Koedermittel auf einen erhoehter Standort aufgetragen; dazu habe ich im Garten mehrere Zaunpfaehle aufgestellt, die etwa 2 m hoch sind. Man kann aber auch beispielsweise koedergetraenkte Tuecher an Waescheleinen oder Baeume haengen. Erfolgreich ist diese Methode von Juli - Maerz; in den Monaten April + Juni tut sich am Koeder nichts. Es gibt Arten wie das Schwarze Ordensband Mormo maura, die ich noch nie am Licht, aber regelmaessig am Koeder hatte.
fuer den Koeder gibt es 2 Grundrezepte; das eine basiert auf Banane, wahlweise mit Malzbier, Ruebenkraut o. ae. gemischt und gekocht oder vergoren. Das habe ich wegen Erfolgslosgkeit eingestellt. Wer will, kann ja mal nach genauen Rezepten googlen. Viel besser, manchmal mit Massenanflug, funktioniert das Rotwein- Zucker-Gemisch: Rotwein und Zucker im Gewichtsverhaeltnis 1:1 mischen, aufkochen und erkalten lassen, ein Schuss Rum dazu und fertig. Das Ganze ist zwar sehr suess und klebrig, aber die Falter moegen es.
Nun sind Bilder von Faltern am Leuchttuch oder Koeder zwar brauchbar, um eine Art zu bestimmen und damit nachzuweisen, aber als "natuerlich" wird man sie kaum bezeichnen. Hinzu kommt im Laufe der Zeit eine gewisse, nun, Eintoenigkeit des Hintergrundes. Dazu muss man die Falter in eine geeignete, gut beleuchtete Position bugsieren. (Streng genommen sind die Bilder dann immer noch genauso kuenstlich wie eine Aufnahme am Betttuch, man merkt es nur nicht so leicht). Dazu bietet sich die auch von mir praktizierte "Kuehlschrank-Methode" an: Falter, die man fotografieren moechte, kommen einzeln in kleine Plastikdosen (etwa Filmdosen, sollte die noch jemand kennen). Diese erbleiben ueber Nacht im Kuehlschrank, was den Tieren in keinster Weise schadet (Bei uns im Kuehlschrank herrschen 7 Grad Plus; selbst im Hochsommer kann es in der Natur da nachts schon mal druntergehen, ohne dass Falter vor Kaelte reihenweise aus den Baeumen fallen). Am naechsten Tag bereitet man einen geeigneten Hintergrund vor (Holz, eine Bluete oder ein Blatt, der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt), nimmt die Dosen aus dem Kuehlschrank und befoerdert die Falter einzeln auf die Unterlage, fotografiert - und fertig. Nach kurzer Zeit, wenn der Falter sich aufgewaermt hat, fliegt er davon in ein Tagesversteck. Aber Achtung! Letzteres kann bei Tieren mit kleinem, schmalem Koerper, etwa Spannern, sehr schnell gehen. Hier sollte schon der erste Schuss sitzen, viel mehr Chancen laesst der einem haeufig nicht.
Eiersuche
Einem Laien mag die Tatsache, dass man auch Schetterlingseier suchen kann, wie ein Spleen erscheinen, dem man in England froent, wo ja auch das Notieren der Seriennummern vorbeidonnernder Lokomotiven als Hobby gilt. Tatsache ist aber, dass sich einige Tagfalterarten als Falter etwa fast ausschliesslich in Baumwipfelhoehe aufhalten, unerreichbar fuer Netz oder Kamera und somit nur schwer nachzuweisen, wie beispielsweise der Nierenfleck-Zipfelfalter Thecla betulae. Er selbst ist nur aeusserst selten in Bodennaehe auszumachen, aber die Eier werden gut sichtbar in etwa 1 - 2 m Hoehe an Aeste von Schlehen gelegt, wo sie in den Wintermonaten leicht auszumachen sind (ich selbst habe mich mit dieser Disziplin bislang noch nicht befasst).
27. 10. 10 Agrochola helvola
06. 05. 10 Orthosia miniosa
10. 01. 11 Orgyia antiqua
Raupensuche
Schmetterlingsraupen leben meist an Blaettern oder Gras, seltener auch in Pflanzen. Also kann man gezielt nach angefressenen Blaettern suchen, in deren Naehe sich dann auch oft eine oder mehrere Insektenlarven nachweisen lassen. Das Problem ist nun, dass nicht nur Schmetterlingsraupen an Pflanzen fressen, sondern auch die Larven von Blattwespen, seltener auch anderer Insekten. Da gilt: Schmetterlingsraupen haben 4 Bauchbeinpaare (Spannerraupen keine sichtbaren), Blattwespenlarven immer mehr als 4.
Eine weitere Moeglichkeit der Raupensuche ist das sog. "Klopfen". Dazu haelt man einen umgedrehten Schirm unter Aeste und klopft mit der Hand oder einem Stock heftig auf die darueberhaengenden Aeste. Eventuell vorhandene Raupen fallen in den Schirm. Sollte man diese nun weiterzuechten wollen, sollte man sie vereinzeln, denn sonst stellt man manchmal verdutzt fest, dass zu Hause nur halb soviel Raupen ankommen wie eingepackt wurden. Dann hatte man eine der gefuerchteten "Mordraupen" der Trapezeule Cormia trapezina oder der Satelliteule Eupsilia transversa mit eingepackt ...
Gefaehrdung und Schutz
Da das Thema "Gefaehrdung und Schutz von Schmetterlingen" sehr komplex ist, moechte ich hier auf einen eigenen "Artikel" dazu verzichten, da ich ihn mir zum gegenwaertigen Zeitpunkt einfach nicht zutraue. Nichtsdestoweniger halte ich das Thema aber fuer zu wichtig, um es zu uebergehen. Daher hier erst einmal 2 Links zu der HP von Wolfgang Wagner, der die Themen besser erlaeutern kann als ich und bei denen das Wirken etablierter Naturschutzrganisationen durchaus auch kritisch gewuerdigt wird: