Nachdem die Artenzahl der Tiere, besonders der Schmetterlinge, hier am Stux alle meine Erwartungen uebertroffen hat, halte ich es fuer noetig, das Biotop "Stux" und die naehere Umgebung genauer vorzustellen. Zwar sind alle Fotos meiner Homepage an der trocken-warmen Suedseite des Stuxes oder (einige wenige) auf dem Stux entstanden, doch nur so laesst sich erklaeren, warum auchandere Arten, etwa feuchtigkeitsliebende, hier zu finden sind. Die Stadt Unkel liegt im malerischen Mittelrheintal, 53 m NN, etwa 20 km suedlich von Bonn.
Der Garten
Gallia est omnes divisa in partes tres ... und auch unser Garten kann grob in 3 Teile unterteilt werden: Felsen mit Terassen und Trockenmauern, eine davorliegende Trockenmagerwiese sowie eine Streuobstwiese, die teilweise in den dahinterliegenden Wald uebergeht.
Zur Flora:
Auf den Felsen bzw. den Terassen unmittelbar vor den Felsen wachsen nur sehr trockenheitsresistente Pflanzen, wie Sedum album, reflexum, maximum, Kriechendes Fingerkraut, Kleines Habichtskraut, Aufrechter Ziest, Ginster, Zwergginster, stellenweise auch Krueppeleichen und Schlehen. Auf der davorliegenden Wiese haengt der Bewuchs von der Entfernung zum Felsen ab: Waehrend unmittelbar am Felsen weiterhin trckenheitsresistente Pflanzen vorherrschen, wird der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens mit zunehmender Entfernung vom Felsen hoeher. In etwa 20 m Entfernung waechst der Wasserdost bis zu 2 m hoch. Insgesamt finden sich hier Goldddistel, Rainfarn, Wilde Karde, Dost, Gewoehnliche Nachtkerze, Rosen-, Wilde Malve, Aronstab, Jakobs-Greiskraut, Gewoehnliches Bitterkraut, Wasserdost, Johanniskraut, Karthaeusernelke, Lerchensporn, je nach Feuchtigkeitsgehalt des Bodens.
Blick vom Felsen auf den Trockenwiesen-Bereich
Der aeusserste Westteil des Stuxes schliesst sich im Hintergrund an den Garten an
Der Stux, von Sueden gesehen
Kleiner als Ayers Rock, aber vieeel schoener - und viel belebter
Der Stux hat eine Hoehe von 142 m NN, ueber die Umgebung ragt er etwa 80 m hinaus. Das Gestein, Kalkschiefer, sind Sedimentablagerungen eines ehemaligen, 390 Mill. Jahre alten Ozeans, deren meist weitgehend horizontale Schichtung sich auf dem Bild gut erkennen laesst.
Ein grosser Teil des Stuxes besteht aus blankem Fels bzw. ist nur mit einer duennen Erdschicht bedeckt; hier wachsen nur niedrige und trockenheitsliebende Pflanzen und Graeser, wie diverse Sedum-Arten oder Kleines Habichtskraut. Wo die Erdschicht hoeher ist, wachsen groessere, trockenheitsresistente Pflanzen wie Wermut, Berberitze, Ginster, Brombeere, Schlehe, Hundsrose, Pfaffenhuetchen, Bunte Kronwicke. Etwa im untersten Drittel, wo die Erdschicht am hoechsten ist, findet Weinbau statt, teilweise im Ökoanbau. Einige Weinberge wurden in der Vergangenheit aufgegeben; sie sind mit Brombeeren und Bueschen zugewachsen, vereinzelt finden sich Krueppeleichen. In den Weinbergen wachsen u. a. Natternkopf und Schmalblaettriger Hohlzahn.
Seit etwa 2010 wurden die Wiesen unmittelbar vor dem Stux sowie die unteren Weinberge schrittweise rekultiviert.
Das Klima ist warm und trocken, man koennte sagen, fast mediterran. Das zeigt auch die Fauna, besonders die Wanzen: einige Arten leben hier, die in Deutschland nur an den waermsten Orten vorkommen, etwa am Kaiserstuhl oder am Bausenberg bei Niederzissen. Fuer eine Art, Capsodes flavomarginatus, ist Unkel der noerdlichste Fundort in Deutschland. Und Eurydema ventralis kommt in Deutschland ausser hier nur noch am Kaiserstuhl vor.
Stux, Westteil
Stux, Mitte
Stux, Ostteil
Aufgegebene untere Weinberge, die ein- mal im Jahr gemaeht werden.
Ehemaliger, weiter oben liegender Weinberg, von Brombeeren (im Vordergrund), Graesern und Hochstauden zugewachsen
An manchen Stellen treten am Stux Wasseradern auf. Der Wasseraustritt ist jedoch nur minimal und normalerweise nicht sichtbar, da er selbst bei kuehlerer Witterung schnell verdunstet. Lediglich nach mehrtaegigen Frostperioden - wie hier Ende Dezember bez. (rechtes Bild) Januar 2010 - wird das ausgetretene Wasser in Form von Eiszapfen sichtbar.
Auf dem Stux
Die auf dem Stux liegende Sonnenwiese ist eine Magerwiese, die einmal im Jahr gemaeht wird. Sie ist von Morgens bis Abends sonnenbeschienen (wenn sie scheint) und von niederem Gebuesch "eingerahmt", meist Schlehe oder Weissdorn, aber auch Liguster, Eiche oder Holunder. Auf der Wiese wachsen, neben diversen Graesern, Rainfarn, Zypressenwolfsmilch (z. T. in dichten Bestaenden), Platterbsen, Wermut, Tausendgueldenkraut u.a.
Die Sonnenwiese Blick von Ost nach West
Die Sonnenwiese Blick von West nach Ost
Der hoechste Punkt des Stuxes. Von hier hat man eine gute Aussicht ueber das Rheintal. Er ist eingerahmt von niedrigen Eichen, Schlehen, Weissdorn und anderen trockenheitsliebenden Pflanzen.
Ausblick vom Stux ueber das Rheintal
Von zwei Parzellen mit Fichten abgesehen ist der Stux da, wo Humusschicht und Feuchtigkeit das zulassen, von Laubbaeumen bestanden; es dominieren Eichen, Rot- und Weissbuchen und Kirschen, ferner Ahorn, Espe und Haselnuss. Frueher war der Wald hier ein sog. Niederwald, der regelmaessig "abgeerntet" wurde. Das dickere Holz diente dann als Brenn- oder Bauholz, das duennere etwa als Weinstoecke; der Neuausschlag erfolgte aus den stehengelassenen Baumstuempfen. Nachdem die traditionell Nutzung nach dem Krieg aufgegeben wurde, entwickelt sich der Wald langsam zu einem Hochwald. Erfreulicherweise wurde hier nicht der Fehler begangen, die Haenge mit Fichtenmonokulturen aufzuforsten.
Von der Naturbelassenheit des Waldes zeugt auch das viele Totholz; es ist mitverantwortlich fuer die Artenvielfalt, besonders bei Kaefern, und hier speziell fuer die grosse Anzahl an Bockkaeferarten, die hier vorkommen.
Im Wald, hier hauptsaechlich Rotbuchen, liegt noch viel Totholz
An den Verdickungen dieser Rotbuchenstaemme in Erdnaehe kann man noch die fruehere Nutzung als Niederwald erkennen.
Weinbau
Die Beschreibung des Stuxes waere nicht vollstaendig, wuerde nicht auch der Weinbau genannt. Schon in der ersten urkundlichen Erwaehnung Unkels von 886 spielt der Weinbau eine Rolle. Waehrend sich die Weinbauflaeche frueher bis zum Rhein ausdehnte (1906: ca. 140 ha), ist sie heute relativ klein: lediglich auf ca. 4 ha wird Wein angepflanzt, das meiste am Stux, ein kleiner Rest am Elsberg, der geologisch mit dem Stux identisch ist; die Lage nennt sich "Unkeler Sonnenberg". Es dominieren Riesling, Mueller-Thurgau, Spaetburgunder und Portugieser, daneben gibt es kleinere Mengen Fruehburgunder, Regent, Scheurebe und Weissburgunder. 0,7 ha werden oekologoisch bewirtschaftet, der Rest konventionell. Die Qualitaet hat sich aber in den letzten Jahren deutlich gehoben: die Rieslinge fruchtig und mineralisch, die Rotweine dicht und kraeftig.
Fuer Freunde des Unkeler Weines oder denen, die es noch werden wollen, hier der Link zum Oekowein der Familie Belz:
Naeheres zum Unkeler Wein und den hiesigen Winzern ist unter dem folgenden Link nachzulesen:
Ein Teil der Weinberge des Winzers Krupp am Westhang des Stuxes
Teile der Weinberge der Winzer Krupp (Vordergrund) und Belz am Osthang des Stuxes
29. 01. 20
29. 01. 20
04. 02. 20 Die Mauer war nicht gerade aus kleinen Steinen zusammengesetzt
Doch auch die schoensten Mauern halten nicht ewig: so stuerzte ein Teil der westlichen Mauer am 28. 01. 2020 gegen 16 Uhr nach tagelangen Regenfaellen ein. Das hat nach Ohrenzeugenberichten gewaltig gescheppert. Ob das je wieder aufgebaut wird?
Haehnerbachtal
Auf der Nordseite des Stuxes liegt das feucht-warme Haehnerbachtal. Das Tal beginnt ca. 4 km entfernt, in Bruchhausen, und endet etwa 500 m Luftlinie von unserem Grundstueck entfernt.Von da aus fliesst der Bach durch ein kuenstliches Bachbett (Stein, Beton) oder unterirdisch in den Rhein.
Das Tal ist fast ganz bewaldet. Die vorherrschenden Baumarten sind Buchen und Eichen (an den Seitenwaenden) sowie Eschen, Rosskastanien und Weiden in Bachnaehe.
Etwa 500 m vor Talende teilt sich der Bach. Der obere Teil wurde kuenstlich angelegt, um eine Muehle anzutreiben, die Anfang der 60-er Jahre abgerissen wurde. Von dort aus fuehrten frueher 2 Fusswege zum Talausgang: einer am kuenstlich angelegten, oberen Bachlauf entlang, der auch heute noch besteht, und ein zweiter durch das Tal, am alten Bachlauf entlang. Dieser Weg ist inzwischen voellig verfallen und zugewachsen umgestuerzte Baeume und teilweise steile Seitenwaende machen ein Durchkommen fuer normale Spaziergaenger unmoeglich. Die Natur freuts.
An krautigen Pflanzen findet sich hier: Wurmfarn, Einbeere, Lungenkraut, Zwiebeltragender Zahnwurz, Finger-Laerchensporn, Gemeine Waldrebe u.a.
Der Wasserfall, links daneben der Eingang zum Tal
Der Eingang des Tales: die ersten 20 Meter des alten, unteren Weges sind noch erkennbar.
Kaum noch zu erkennen, dass hier einmal ein Fussweg am Bach entlangfuehrte.
Fuer normale Fussgaenger ist ein Durchkommen schwer.
12. 01. 20
12. 01. 20
12. 01. 20
Der obere Teil des Weges; im mittleren Bild rechts ist ein Teil des kuenstlich angelegten Baches (in Betonroehren) zu sehen.
12. 01. 20 Abraumhalde
12. 01. 20 Im Hintergrund der Steinbruch
Etwas ausserhalb des Beobachtungsgebietes (am Haehnerbach entlang Richtung Bruchhausen und sich dann rechts in den Wald schlagen) kommt man zu einem ehemaligen Mini-Steinbruch. Waehrend ich als Kind hier noch rumkletterte, ist das Gelaende heute durch ein Zaeunchen, das mehr symbolischen Charakter hat, weitlaeufig abgesperrt.
Der Elsberg
Der Elsberg ist eine Fortsetzung des Stuxes; das trennende Haehnerbachtal ist einmal durch Faltenbildung entstanden. Wie man auf dem unteren Bild noch erkennen kann, wurde frueher fast auf dem gesamten Elsberg Wein angebaut; bis auf Reste wurde dann im Laufe des letzten Jahrhunderts alles aufgegeben, die Weinberge verbuschten. Erst im Jahr 2000 wurden die Berge wieder entbuscht und werden aus Gruenden des Landes- und Naturschutzes einmal jaehrlich gemaeht. Seitdem existiert dort eine an Bluetenpflanzen und Insekten artenreiche Kalktrockenwiese. Jedenfalls bis 2015.
Der Elsberg, Suedwestseite
Der Elsberg, Gesamtansicht An Hand der noch vorhandenen Terassen wird deutlich, dass der Elsberg einmal vollstaendig mit Wein bedeckt war.
13. 05. 15
19. 01. 16
Im Fruehjahr 2015 wurde dann begonnen, die gesamte Suedseite des Elsberges umzugestalten; nun wird auch dort, wie schon frueher, auf etwa 2,5 Hektar wieder Wein angebaut.
Siehe dazu auch den folgenden Link:
Der Bruecher
Etwa 1,5 km von uns entfernt beginnt das Gebiet "Bruecher". Hierbei handelt es sich um ein relativ feuchtes, frueher landwirtschaftlich genutztes Gebiet (Streuobstwiesen mit Sauerkirschen, Gaerten), das heute zum grossen Teil verbuscht ist. Die vorherrschenden Baumarten sind Eichen, Weiden, Espen und Kirschen. Stellenweise hat das Gebiet sumpfigen Charakter, hier wachsen u. a. Schilf, Sumpfschwertlilie sowie verschiedene Binsenarten.
Stellenweise wachsen im Bruecher auch Schilf und andere Sumpfpflanzen
Insgesamt hat der Bruecher einen erfreulich unaufgeraeumten Charakter